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Wenn es so weitergeht, brauchen wir keine Wissenschaftsministerkonferenz mehr.

  • bgs437
  • 4. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Juli

Constantin Meyer zu Allendorf, Helena Schnettler
Constantin Meyer zu Allendorf, Helena Schnettler

Anlässlich der heutigen Konferenz warnt Campusgrün: Die Wissenschaftsfreiheit in Deutschland steht zunehmend unter Druck – und mit ihr das Fundament unserer demokratischen Wissensgesellschaft.


Der aktuelle Academic Freedom Index zeigt: Deutschland ist innerhalb von zwei Jahren aus den Top 10 % der Länder gefallen. Der Wert sank von 0,96 (2022) auf 0,88 (2024). Ein Warnsignal.


„Wissenschaftsfreiheit ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung für Fortschritt“, erklärt Constantin Meyer zu Allendorf, Bundessprecher von Campusgrün. „Wenn wir die Entwicklungen weiter ignorieren, drohen langfristige Schäden für Bildung, Forschung und Demokratie.“


Dass es anders geht, zeigt Tschechien: Mit einem Wert von 0,98 liegt unser östlicher Nachbar auf Platz 1 des Index. „Die Hochschulen genießen eine stärkere gesetzlich abgesicherte Autonomie, politische Einflussnahme auf Forschung ist gesellschaftlich geächtet, die Gewaltenteilung schützt effektiv vor Repression. Tschechien hat aus seiner autoritären Vergangenheit gelernt. Deutschland muss sich seiner Vergangenheit wohl wieder bewusst werden.“ erklärt Helena Schnettler, Bundessprecherin von Campusgrün.


Die Fördermittelaffäre vom Juni 2024 hat gezeigt, wie schnell Ministerien bereit sind, kritischen Forschenden Druck zu machen. Polarisierte Debatten, digitale Angriffe und politische Einflussnahme führen zu „Chilling Effects“ – viele Wissenschaftler:innen trauen sich kaum noch, öffentlich Stellung zu beziehen. Hinzu kommt der massive Einfluss antipluralistischer Kräfte: Studien zeigen, dass der Aufstieg populistischer Parteien wie der AfD direkt mit sinkender Wissenschaftsfreiheit korreliert.


„Wenn Forschung nur noch nach Drittmitteln, Rankings und Output bewertet wird, bleibt wenig Raum für kreatives und kritisches Denken“, ergänzt Meyer zu Allendorf.


Campusgrün fordert deshalb konkrete Schritte von den Landesregierungen und ihren Wissenschaftsminister:innen: Eine gesetzlich garantierte, durchsetzbare Autonomie der Hochschulen – nach dem Vorbild Tschechiens. Eine starke Grundfinanzierung, die die Drittmittelabhängigkeit reduziert. Faire Arbeitsbedingungen für wissenschaftlichen Nachwuchs. Und eine offene Debattenkultur, in der auch Konflikt und Widerspruch Platz haben. Hochschulen sind keine Dienstleister für den Standort. Sie sind Werkstätten für Erkenntnis, Kritik und Zukunft.


"Wenn wir das vergessen, brauchen wir keine Wissenschaftsministerkonferenz mehr. Dann haben wir keine Wissenschaftsfreiheit mehr, über die es sich zu beraten lohnt", betont Meyer zu Allendorf abschließend.


Campusgrün ist der Bundesverband grün-alternativer Hochschulgruppen in Deutschland. Wir setzen uns für nachhaltige, soziale und progressive Politik an Hochschulen und in der Gesellschaft ein. Mit unseren Mitgliedsgruppen vertreten wir bundesweit die Interessen von Studierenden und kämpfen für Themen wie Klimaschutz, Bildungsgerechtigkeit und soziale Mobilität.

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